10.09.2019

Prinz Milo und die Katzenbande - Teil 2

Katze schwarz.jpgDie Umsetzung

Lisa besorgt Kratzmatten und Kratzbretter und bestellt 2 neue Kratzbäume sowie eine Kratztonne. Alle bisher mit Urin verunreinigten Stellen reinigt Lisa mehrmals gründlich. Im Wohnzimmer über der Couch, am Fenster und hinter einem Liegeplatz befestigt sie Kratzmatten. An den zerkratzten Wänden an einigen Durchgängen und neben der Balkontür schraubt Lisa Kratzbretter an. Auch im Schlafzimmer stellt sie zusätzlich einen kleinen Kratzbaum auf. In der Küche hat sie die Futterplätze wie von mir empfohlen eingerichtet.

Die Kratztonne findet ihren Platz in der obersten Etage. Hier möchte Lisa das Reich für Ihre Katzen erweitern.  Hier gibt es auch Schränke und Nischen, die den Katzen zugänglich gemacht werden. Dieser Bereich wird zukünftig in das tägliche Leben integriert, d. h. Lisa nutzt ab sofort das ganze Haus zum Spielen und die oberen Zimmer laden dann auch zum Rückzug ein. Die Katzen sollen sich überall wohl fühlen.

Mit der Änderung des Toilettenmanagements hat Lisa bereits während meines Besuchs begonnen: Sie hat überall die Hauben entfernt und bereits mit der Klumpstreu befüllt. Jetzt beginnt sie nach und nach überall die neue Streu unterzumischen. Einige der Toiletten sind durch größere ersetzt worden.

Lisa stellt außerdem mehrere Transportkörbe im Haus an geschützten Stellen auf. Die Katzen können so lernen, die Boxen mit positiven Dingen zu verknüpfen und als Schlafplätze nutzen.

Spieltherapie

Interaktiv

Ab sofort führt Lisa ein neues Spielritual ein, das natürlich auf ihren persönlichen Tagesablauf abgestimmt wird. Bei 6 Katzen ist das nicht so einfach. Sie wird versuchen, mindestens 1 x täglich mit allen Katzen ausgiebig zu spielen (je nach Aktivität der Katzen). Milo ist abends sehr aktiv, daher gibt es für ihn vor dem Schlafengehen eine ausgiebige Spielrunde. Möchte sich andere Katzen am Spiel beteiligen, dürfen sie das gerne, vorausgesetzt, es gibt keine Streitereien. Ziel ist Milos Entspannung, damit er nachts ruhiger wird.

Selbstbeschäftigung

Bisher hat Lisa allen Samtpfötchen neben dem täglichen Nassfutter auch Trockenfutter zur ständigen Verfügung angeboten. Alle Katzen sollen zu mehr Beschäftigung angeregt werden. Daher gibt es Leckerli und das begehrte Trockenfutter nur noch in Verbindung mit Intelligenzspielzeug oder zum Verstecken im ganzen Haus und den Kratzbäumen usw.

Diese Form der Beschäftigung ist für die Katzen neu, daher empfehle ich Lisa, alle langsam an das Intelligenzspielzeug heranzuführen. Sie wird sich zu Beginn gemeinsam mit den Katzen damit beschäftigen. Zusätzlich stellt sie im gesamten Haus immer mal wieder unterschiedliche Kartons auf, die sie mit interessanten Dingen wie getrocknetem Laub, Papierschnipseln, Tischtennisbällchen etc. füllt und darin Leckerchen versteckt.

Hier kann Lisa ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Für alle eine schöne, neue Erfahrung. :-)

Erste Erfolge

2 Wochen später - das erste Telefonat mit Lisa. Ich bin sehr gespannt, ob und was sich getan hat.

Zwei der Katzentoiletten sind schon umgestellt auf das Klumpstreu und werden gut angenommen. Zwischendurch kommt es immer mal wieder vor, dass ein bisschen Urin daneben geht. Wahrscheinlich hat das mit der Größe dieser Klos zu tun. Lisa behält das im Auge und wird gegebenenfalls größere aufstellen.

Milo markiert noch, damit habe ich gerechnet, jedoch nicht mehr an allen Stellen. An den Wänden über der Couch und am Wohnzimmerfenster scheint der Uringeruch komplett beseitigt. Die Kratzmatten benutzt er zwar noch nicht zum Kratzen, markiert dort aber auch nicht mehr mit Urin.

Wie klappt das Spielen?

Insbesondere für Milo ist das Beschäftigen mit dem Intelligenzspielzeug eine Herausforderung, da er gewohnt ist, immer nur mit Frauchen zusammen zu spielen und dafür ihre Aufmerksamkeit fordert. Um ihn unabhängiger zu machen, empfehle ich Lisa, sein Fordern künftig zu ignorieren. Seine interaktiven Spieleinheiten bekommt er regelmäßig. Das klappt auch abends gut.

Dran bleiben

Bei unserem nächsten Telefonat - mittlerweile ist 1 Monat vergangen - erzählt mir Lisa, dass die Unsauberkeit Geschichte ist. Die neue Streu wird akzeptiert und es passiert nur noch ab und zu ein kleines Malheur. Aber das ist selten der Fall.

Ich höre im Gespräch ihre Erleichterung. Sie ist hoch motiviert, weiter zu machen, obwohl es zur Zeit Rückschläge bzgl. des Markierens gibt. Lisa berichtet, dass Milo inzwischen zwar immer öfter nach den versteckten Leckerchen sucht, auch etwas entspannter wirkt, aber hartnäckig an einigen Stellen in der Küche markiert. Im Wohnzimmer ist nichts mehr passiert. Lisa tut sich momentan aber noch schwer und kontrolliert Milo immer noch, wenn sie abends auf der Couch ist. Das wird sich mit der Zeit legen. Das gemeinsame Spielen versucht sie, so gut wie möglich in ihren Zeitplan zu integrieren.

Einen weiteren schönen Erfolg gibt es auch: Milo ist anhänglicher geworden. Er sucht abends beim Fernsehen länger ihre Zuwendung. Das freut Lisa und auch mich ganz besonders - ein Zeichen, dass er sich wohler fühlt.

Auch im Obergeschoss hat Lisa mittlerweile die Kratztonne aufgestellt und schöne Rückzugsmöglichkeiten eingerichtet. Das Intelligenzspielzeug und die Katzentoiletten hier oben werden bisher nur selten genutzt. Ein Anfang, auch das wird kommen.

Ich bin mit dem bisherigen Verlauf sehr zufrieden.

Geduld zahlt sich aus

Weitere 2 Wochen später höre ich in Lisa’s Stimme echte Freude - sie klingt fast euphorisch! Nach wie vor ist keine der Katzen mehr unsauber und Milo’s Harnmarkieren hat deutlich nachgelassen. 

Lisa ist sehr konsequent und kontrolliert regelmäßig alle Stellen, die Milo bisher mit Urin markiert hat. Immer noch reinigt sie die Stellen ausgiebig, auch wenn sie nichts mehr riecht - sicher ist sicher. In der Küche gibt es noch 2 Stellen, an denen Milo offensichtlich nicht vorbei kann, ohne seine Urinspuren zu hinterlassen. Lisa ist trotzdem viel ruhiger geworden. Auch das werden wir noch meistern.

So ganz traut sie ihrem Schatz Milo noch nicht, aber sie kontrolliert ihn lange nicht mehr so oft wie vorher, kann abends auf der Couch schon viel mehr relaxen.

4 Wochen später…

Lisa ist wie ausgewechselt! In den letzten Wochen gab es immer mal wieder kleinere Rückschritte - Lisa hatte nicht jeden Tag so viel Zeit, um sich mit Milo intensiv zu beschäftigen. Lisa kann damit mittlerweile viel besser umgehen. 

Milo zeigt sich wesentlicher entspannter als zu Beginn unserer gemeinsamen Arbeit - insbesondere die Spieltherapie, sowohl interaktiv als auch das Intelligenzspielzeug, zeigt ihre Wirkung, nicht nur bei Milo. Auch allen anderen Katzen merke ich an, dass ihnen das Erarbeiten der Leckerchen gut tut. 

Milo nimmt die obere Etage inzwischen gerne zum Rückzug an, hat hier schon einen Lieblingsplatz, an dem Lisa auch oft mit ihm spielt.

Lisa ist glücklich! Es gibt einen Platz in der Küche, an dem Milo ab und zu noch mit Urin markiert. Lisa kann damit leben und achtet weiter darauf, diese kleinen Malheure sofort gründlich zu beseitigen. Außerdem hat sie jetzt gutes Gespür für Milo’s Bedürfnisse und wird weiter dafür sorgen, dass er und alle Katzen sich wohl fühlen. 

Das schönste Geschenk für Lisa ist, dass sie jetzt den Abend enspannt mit ihren Katzen verbringen kann. Milo liegt sehr oft bei ihr und genießt ihre Zuwendung. Ein tolles Zeichen der Entspannung.

Lisa ist sich bewusst, dass sie jetzt nicht nachlassen darf, sonst könnte Milo wieder in alte Gewohnheiten fallen. Das wird nicht passieren, Lisa ist sich sicher!

Ich denke noch einmal an unserer erstes Telefonat zurück. Was für eine Veränderung! Lisa ist ein völlig anderer Mensch. Ich höre das Strahlen in ihrer Stimme, wenn sie jetzt von ihren Katzen spricht. Sie hätte das vor 2 Monaten nie für möglich gehalten.

Auch für mich ist dieser Fall ein großer Erfolg. Ich weiß, warum ich meinen Beruf so liebe. :-)

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Admin - 17:58 @ Fallstudien | Kommentar hinzufügen