25.07.2019

Angst – das unterschätzte Leid, Teil 2

Angstkatze.jpgAngst vor Menschen

Wie ich bereits in Angst – das unterschätzte Leid, Teil 1 erwähnt habe, liegt die Ursache der Angst sowohl in der Entwicklungsphase, als auch in den Erfahrungen, die das Kätzchen im weiteren Leben macht.

Die Geschichte von Dana, die im Alter von wenigen Wochen aus Spanien über einen Tierschutzverein nach Deutschland kam, spiegelt die Defizite in der Entwicklung deutlich wider. Sie hat nur wenige und schlechte Erfahrungen mit Menschen gemacht, möchte nicht angefasst werden und war anfangs extrem scheu. Sie kam im Alter von 2 ½ Jahren zu mir.

Ihre Geschichte kannst du hier nachlesen: Dana - Tagebuch einer Angstkatze, Teil 1

Ich freue mich immer sehr darüber, wenn ich höre, dass jemand einer ängstlichen oder hoch sensiblen Samtpfote eine Chance gibt und sich auf diese große Herausforderung einlässt.
 

Solche extrem ängstlichen Katzen wie Dana sind natürlich noch anfälliger für Stress in belastenden Situationen als emotional stabilere Fellnäschen.

Was kannst du tun, um deinem ängstlichen oder sehr sensiblen Samtpfötchen das Leben zu erleichtern und Vertrauen aufzubauen?

- Wenn deine Katze gerade erst bei dir einzieht, ist sie durch den Transport wahrscheinlich völlig verängstigt und braucht absolute Ruhe, damit sie sich umsehen und alle neuen Eindrücke aufnehmen kann.

- Richte ihr schon vorher ein Zimmer ein mit allem, was sie zum Wohlfühlen braucht: Futter, Wasser, Kratzbaum, Kuschelhöhlen zum Zurückziehen und natürlich Katzentoiletten. Etwas Interessantes zum Erkunden wie ein Karton und ein Intelligenzspielzeug kommt je nach Katze auch gut an.

- Stell den Transportkorb einfach ins Zimmer, öffne die Tür und lass deine Katze alleine. Natürlich solltest du regelmäßig nach ihr schauen. Du kannst dich gerne ruhig ins Zimmer setzen, leise mit ihr reden und ansonsten einfach beobachten.


Sehr ängstliche Katzen fühlen sich davon manchmal auch gestört. Spürst du, dass deine Anwesenheit dein Kätzchen beunruhigt? Dann betrete das Zimmer nur, wenn es absolut notwendig ist. Wie lange sie sich dort aufhält, bestimmt deine Katze selbst. Nach einem oder mehreren Tagen kannst du die Tür einen Spalt öffnen. Du wirst merken, wenn dein Samtpfötchen bereit ist, mehr zu erkunden.

Ängstliche Katzen benötigen vor allem Zeit, viel Einfühlungsvermögen und Geduld, Geduld, Geduld
Lass sie von alleine ihren Weg finden, bedränge sie nicht und biete ihr Positives an, wenn sie dir Zeichen gibt. Vielleicht ein kleines Spielzeug, das du von ihr weg bewegst, Leckerchen, die du in deine Nähe streust. Wecke die Neugier deiner Katze, indem du andere Dinge tust und sie einfach alles untersuchen lässt. Bewege dich ruhig, um sie nicht zu erschrecken und wenn mal was neben das Katzenklo geht, weil sie deine Nähe noch verunsichert, nimm es ruhig hin und entferne das Malheur, wenn sich die Kleine entfernt hat.

Fremde Menschen

Nicht immer haben Katzen vor allen Menschen Angst. Es spielt eine große Rolle, ob sie während der ersten Lebensphase viele positive Kontakte mit unterschiedlichen Menschen erleben, mit nur einer Bezugsperson aufwachsen oder sogar schlechte Erfahrungen mit bestimmten Menschentypen machen.

Meistens handelt es sich hier um eine Form der akuten Angst. Der Besucher „verschwindet“ nach einer geraumen Zeit und die Katze entspannt wieder. Bei sehr ängstlichen Tieren kann der Angstzustand allerdings so lange anhalten wie ein fremder Mensch im Haus ist. Auch wenn sie sich dann in ein geschütztes Zimmer zurückziehen können, sind diese Katze oft so gestresst, dass sie weder fressen, noch die Katzentoilette aufsuchen. Für die Tiere ein enormer Leidensdruck.

Beispiele aus meiner eigenen Geschichte

Kira kam mit 6 Wochen zu mir, viel zu überstürzt einerseits, andererseits wusste ich nicht, was mit dem Kätzchen  passiert, wenn ich sie nicht nehme. Ihre nicht abgeschlossene Sozialisierung zeigte sich in fehlender Selbstkontrolle und großer Angst vor Besuchern.

Wie konnte ich ihr helfen?

- Alle Besucher, die vorbeikamen, bat ich, sich ruhig zu verhalten und keine hektischen Bewegungen zu machen. Kira hatte jederzeit die Möglichkeit, sich in ein angrenzendes Zimmer zurückzuziehen.

- Ich hatte einen Kater, der alle Menschen liebte (bei Handwerkern saß er immer im Werkzeugkasten). Leider verstand sich Kira mit ihm nicht so gut, trotzdem konnte sie von ihm lernen, dass Fremde keine Bedrohung darstellen. Mehr ließ sie damals nicht zu.

- Zum Clicker-Training kamen wir erst, als sie schon das zehnte Lebensjahr überschritten hatte. In den folgenden Jahren, bis zu ihrem Tod mit 15, verringerte sich durch das Training ihre Angst langsam und sie ließ sich sogar ab und zu von bekannten Besuchern streicheln.

Für Dana, deren Geschichte ich im am Anfang bereits erwähnt habe, sind fremde Menschen aufgrund ihrer großen Angst nach wie vor der absolute Horror.

Wie ich sie unterstütze

Zu Beginn lebten wir in einer kleinen Wohnung. Durch meinen Umzug stehen ihr jetzt 3 Zimmer zur Verfügung, die ich ihr allerdings nur schrittweise zugänglich gemacht habe.

- Ich mute ihr nur selten Besucher zu, da wir immer noch am Vertrauensaufbau arbeiten. Das wird auch noch eine Weile dauern. Sobald ich die Haustür öffne, zieht sich Dana sofort in “ihr” Zimmer zurück, in dem sie eingewöhnt wurde. Jeden Besucher bitte ich, sich neutral zu verhalten und sie zu ignorieren. Die Zimmertür bleibt einen Spalt geöffnet. Dana ist sehr neugierig und vielleicht traut sie sich mit der Zeit auch mal, das Zimmer zu verlassen, wenn ein ruhiger Besucher anwesend ist.

- Gezieltes Training ist mit ihr momentan noch nicht möglich. Ihre Angst ist noch zu groß.

Was kannst du für deine Katze tun?

Wie du an meinen obigen Beispielen siehst, kommt es sehr darauf an, wie ausgeprägt die Angst bei deiner Katze ist.

- Wenn dein Samtpfötchen sehr zutraulich gegenüber Menschen ist, kann es trotzdem vorkommen, dass es bei einer schnellen, unvorhersehbaren Bewegung bei einem Fremden erschrickt und sich zurückzieht. Das wird es aber nicht daran hindern, kurz darauf den Ankömmling neugierig zu beschnuppern.

- Ist dein Fellnäschen eher zurückhaltend und unsicher gegenüber Besuchern, wird es sich wohl zuerst einmal zurückziehen.

- Gib der Katze die Möglichkeit zum Rückzug – in ein anderes Zimmer oder auf erhöhten Plätzen. Hier kann sie in sicherer Entfernung dabei sein, wenn sie möchte. Die Neugier wird sie vielleicht ermutigen, näher zu kommen. Bewaffne deine Besucher mit Lieblingsleckerchen, die sie zuerst, ohne deine Katze zu beachten, um sich herum verstreuen können.

- Wird deine Katze mutiger, können die Besucher sich ein Leckerchen auf die Hand legen und es ihr anbieten.

- Mit zunehmender Trainingsdauer können sich ruhige Besucher auch langsam durch das Zimmer bewegen.

- Kennt deine Katze schon das Clicker-Training, kannst du schon vorbereitend einige Übungen mit ihr einstudieren. Vielleicht möchte sie bei Anwesenheit ruhiger Besucher mit dir trainieren?

- Gibt es ein Lieblingsspielzeug, bei dem deine Katze ihre Unsicherheit vergisst?

- Es ist wichtig, dass du deiner Katze Zeit lässt und ihr die Entscheidung überlässt, ob sie sich einem Besucher nähern möchte oder nicht. Achte auf die Signale und bitte deine Besucher, sich nicht zu nähern, wenn sich deine Katze z. B. auf den Kratzbaum zurückzieht.

Ist die Angst sehr groß aufgrund fehlender oder schlechter Erfahrungen mit fremden Menschen, wird deine Katze nie wirklich aufgeschlossen gegenüber fremden Personen, selbst wenn sie zu dir mit den Jahren Vertrauen entwickelt. Es ist aber durchaus möglich, dass sie sich an Besucher gewöhnt und nicht mehr mit Panik reagiert. Wie lange das dauert, entscheidet immer die Katze.

- Biete deiner Katze immer Zufluchtsorte, an denen sie ihre absolute Ruhe hat

- Überlasse es deiner Katze, ob und wann sie aus ihrem Versteck kommen möchte. Niemand sollte sie locken oder bedrängen.

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