27.09.2019
Stress in der Katzengruppe
Was verstehen wir unter Aggression?
Hierzu zählen alle Verhaltensweisen, die ein anderes Lebewesen körperlich oder psychisch verletzen oder dessen Bewegungen beeinträchtigen.
Aggressionen werden also eingesetzt, um Konflikte zu lösen und zählen daher zum normalen Verhalten, nicht nur bei Katzen.
Zu beachten ist, dass es nicht zwingend zu Angriffen kommen muss, sondern auch ganz subtile Drohungen wie z. B. das Fixieren einer anderen Katze schon als Aggression bezeichnet wird.
Es wird unterschieden zwischen defensiver und offensiver bzw. aktiver Aggression
In meiner Serie stelle ich dir die häufigsten Aggressionsformen vor und zeige dir, wie du damit umgehen solltest.
WICHTIG:
Mit Aggressionen ist nicht zu spaßen! Bei gesteigerter und/oder plötzlich auftretender, unkontrollierter Aggression unbedingt schnellstmöglich kompetente Hilfe suchen!
Soziale Aggression
Diese Form der Aggression begegnet mir bei meinen Beratungen sehr oft. Je größer die Katzengruppe, umso wahrscheinlicher sind Auseinandersetzungen um begehrte Ressourcen wie z. B. Futter, Ruheplätze, Spielzeug, Katzenklos, Bezugsperson usw.
Alltägliche Szenen in einem Mehrkatzenhaushalt:
Minki liegt auf der Couch, Kater Tom sitzt am Boden davor und fixiert Minki ohne einen Laut von sich zu geben. Minki dreht die Ohren leicht zur Seite. Ihr Blick verrät Unbehagen und Unsicherheit, noch bleibt sie ruhig. Plötzlich springt Tom auf die Couch und attackiert sie. Mit lautem Fauchen sucht Minki das Weite. Tom blickt ihr nach, setzt sich ruhig auf ihren Platz und beginnt sich zu putzen.
Paulchen sitzt auf seinem Lieblingsplatz auf dem Kratzbaum in erhöhter Position, hat alles im Blick. Leo schleicht um den Kratzbaum, beginnt energisch am Stamm zu kratzen und springt schließlich forsch auf die Plattform unterhalb von Paulchen. Beide fixieren sich mit Blicken. Leo stellt sich auf die Hinterpfoten, um einen günstigen Augenblick zu erhaschen, in dem er Paulchen den begehrten Platz streitig machen kann. Fauchend schlägt Paulchen mit den Vorderpfoten nach Leo, bis dieser schließlich doch aufgibt und sich einen anderen Platz sucht.
Sehr begehrt sind auch Durchgänge zu anderen Räumen. Micky, ein sehr selbstsicherer, wohl proportionierter Kater sitzt an der Schwelle zur Küche, er weiß genau, wenn er lange genug wartet, gibt es ein Leckerchen. Prompt erscheint Jacky, ein unbekümmerter junger Bursche und ignoriert die Anwesenheit seines Kumpels. Auf halber Höhe hagelt es plötzlich Pfotenhiebe vonseiten Micky und es entbrennt eine kurze, wilde Rauferei, aus der dieses Mal Micky noch als Sieger hervorgeht. Unverschämt – wollte doch Jacky einfach ohne „Passierschein“ an ihm vorbei.
Unter Katzen gilt es als höflich, wenn vor dem Vorbeigehen kurz „gefragt“ wird – das heißt, kurzer Blickkontakt mit Blinzeln, Kopf abwenden und evtl. kurz den Schwanz zum Gruß heben. „Alles klar, in Ordnung – du darfst vorbei.“
Solche Streitereien gehören zum normalen Sozialverhalten unter Katzen. Die subtilen Drohungen sind manchmal nicht offensichtlich und du bemerkst sie vielleicht gar nicht.
Hält sich dieses “Geplänkel” im Rahmen, musst du dir keine Sorgen machen. Sozial sehr kompetente Katzen lässt solcher „Kinderkram“ kalt und sie bleiben völlig entspannt.
Passen alle Katzen in der Gruppe gut zusammen, kommt es normalerweise nicht zu ernsthaften Reibereien (Ausnahme: umgerichtete Aggressionen nach einem traumatischen Ereignis).
Was kannst du tun, um Auseinandersetzungen zu verringern oder vorzubeugen?
- Biete deinen Katzen ausreichend sichere Rückzugsmöglichkeiten
- Ermögliche mehrere Zugänge zur „3. Dimension“. Für unsichere Katzen ist es wichtig, dass sie sich ungestört zurückziehen können.
- Sorge dafür, dass es nicht zu unvorhergesehenen Begegnungen kommen kann, z. B. an Katzenklappen, die schwer einsehbar sind.
- Wenn du weißt, dass es in der Gruppe Futterneider gibt, füttere getrennt oder nutze Futterautomaten
- Begehrtes Spielzeug wie z. B. Baldrian- oder Katzenminzekissen, solltest du immer für jede Katze einzeln bereithalten. Hier kommt es oft zum Streit.
- Vor viel genutzten Durchgängen kannst du z. B. kleine Kratzbäume als Ausweichmöglichkeit aufstellen.
Beobachtest du allerdings, dass sich ein Samtpfötchen vermehrt zurückzieht, sich beispielsweise nur noch ins Zimmer traut, wenn eine der anderen nicht anwesend ist, evtl. überall in die Wohnung pinkelt oder im Gegenzug ernste Raufereien entstehen, heißt es: Handeln und schnellstmöglich Hilfe suchen, bevor Schlimmeres passiert!
Hast du Fragen? Buche dir hier ganz unverbindlich ein kostenloses Erstgespräch und lass uns ganz entspannt über deine Situation reden.
Admin - 16:57 @ Verhalten | Kommentar hinzufügen
Kommentar hinzufügen
Die Felder Name und Kommentar sind Pflichtfelder.